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Transalp Österreich/Italien von Rankweil nach Spittal vom 22.07.13 - 30.07.13

    Tag1 (Furkajoch, Faschinajoch)

    Tag2 (Silvretta-Hochalpenstrasse)

    Tag3 (Brenner, Penser Joch)

    Tag4 (Passo San Lugano, Passo Manghen)

    Tag5 (Passo di Lavaze)

    Tag6 (Würzjoch, Furkelsattel)

    Tag7 (Staller Sattel)

    Tag8 (Iselsbergpass, Großglockner-Hochalpenstrasse)

    Tag9 (Nockalmhöhenstrasse)


1. Tag (Furkajoch, Faschinajoch)


Es war mal wieder Sommer, Zeit also mit dem Rad in die Alpen zu ziehen. Nachdem ich die letzten Jahre alleine unterwegs war, durfte ich mich diesmal über Unterstützung freuen. Steffi, mit der ich schon etliche Trainingskilometer im heimischen Revier gefahren war, begleitete mich. Unsere Fahrt sollte uns von Rankweil im Westen Österreichs über 14 Alpenpässe bis nach Spittal südlich von Salzburg führen. Am Montag um 7:15 Uhr starteten wir in Karlsruhe mit dem Auto in Richtung Österreich. Bis auf einen kleinen Stau kamen wir gut voran und fanden gegenüber einem Bikeladen in der Nähe des Bahnhofs von Rankweil einen kostenlosen Parkplatz. Der Besitzer erkundigte sich gleich wo wir herkamen, wohin unsere Reise gehen sollte und wie lange wir unterwegs wären. Das gab uns ein gutes Gefühl, er würde sicher ein Auge auf unser Auto haben.

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Unsere treuen Gefährten für die nächsten 9 Tage: 2 Räder, 2 Rucksäcke, 1 Lenkertasche und 1 Satteltasche

Um 11:00 Uhr starteten wir dann unsere erste Tour. Zunächst galt es, das Furkajoch zu bezwingen. Der Verkehr war zu Beginn nur mäßig, ebenso die Steigung. So fühlte sie sich allerdings nicht an. Das Gewicht des Gepäcks von gut 7 kg, das ich auf Rucksack, Lenkertasche und eine große Satteltasche verteilt hatte, bremste mich doch erheblich. Immerhin wurde die Fahrt durch zahlreiche Serpentinen versüßt. Nach kurzer Zeit erreichten wir einen Tunnel, welchen wir auf einem schmalen Weg rechts umfuhren. Leider klappte das nur beim ersten Tunnel, beim zweiten verschwand der Weg urplötzlich im Nichts. Wir hatten aber Glück und mussten nicht umdrehen, sondern konnten unsere Räder über ein Geländer in den Tunnel tragen und dort weiterfahren. Kurz nach dem Tunnel wurde es für gut 7 km fast flach. Verkehr war inzwischen kaum noch vorhanden und so konnte man die Auffahrt auf der schmalen Straße bis hierher genießen.

Als wir auf der rechten Seite den Gasthof Bädle erreichten, war der Spaß dann allerdings vorbei. Vor uns lag ein 3 km langes Steilstück mit mehr als 10% Durchschnittssteigung. Glücklicherweise fuhren wir teilweise im Wald, so waren wir nicht permanent der Sonne ausgesetzt. Trotzdem floss der Schweiß bei über 30° im Schatten bereits in Strömen. Nach endlosen 2 km erreichten wir eine Kehre und konnten erstmals für einige wenige Meter ausruhen. Doch danach war wieder mächtig Treten angesagt. Steffi musste hier bereits heftig leiden. Sie hatte sich zwar kurz vor dem Urlaub noch ein 30er Ritzelpaket bestellt, dieses war aber nicht rechtzeitig geliefert worden. Während ich mich mit meiner Dreifachkurbel mit Trittfrequenzen unter 60 abmühte, hatte sie noch zwei Gänge weniger zur Verfügung. Nach 3 km war das erste Steilstück überstanden und es wurde für 3 km etwas flacher. Die letzten 2 km brachten uns dann allerdings noch einmal an unsere Grenzen. Die Geschwindigkeit betrug hier teilweise nur noch 7 km/h, bei Steigungen über 12% war dies aber auch keine Schande. Schützender Wald war hier auch nicht mehr vorhanden und so kamen wir in der Mittagssonne mächtig ins Schwitzen. Nach etwas über 2 Stunden war der erste Alpenpass für dieses Jahr bezwungen. Oben machten wir eine kurze Pause und gönnten uns ein kaltes Getränk.

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Die herrliche Aussicht vom Furkajoch. So stellt man sich Radurlaub vor.

Dann folgte die zügige Abfahrt Richtung Damüls. Schnell erreichten wir den Abzweig zum Faschinajoch. Die Auffahrt dorthin war kurz, mittendrin ziemlich steil und bestand zur Hälfte aus der Durchfahrt einer Galerie. Ehe wir uns versahen, waren wir auch schon oben. Es folgte eine Abfahrt, welche aufgrund des guten Asphaltes eigentlich hätte Spaß machen können. Zahlreiche Kurven und ein Auto vor uns zwangen uns allerdings ständig zum Bremsen. In Garsella entschieden wir uns für die Variante über die L88 nach Ludesch. Hier wartete noch ein kleiner Anstieg von 200 Höhenmetern auf uns. Anfangs noch mäßig steil, zog die Steigung vor Raggal noch einmal richtig an.

Es folgte eine schöne Abfahrt ins Illrain-Tal und noch knapp zehn flache Kilometer bis Bludenz. Ich stellte hier bereits fest, dass ich nicht mehr in der Lage war, hohe Trittfrequenzen zu treten. Dies sollte sich den ganzen Urlaub auch nicht mehr ändern. Leider erreichten wir Bludenz auf einer anderen Strasse wie geplant, weswegen wir unser vorgebuchtes Hotel nicht sofort fanden. Schließlich angekommen, erfuhren wir dann, dass unsere Zimmer in ein nahegelegenes Hotel umgebucht wurden. Schließlich landeten wir nach 3:45 h, 64 km und 1750 hm im Hotel Daneu in Nüziders. Wir gingen im nahegelegenen Supermarkt einkaufen, gönnten uns ein Radler, gingen duschen und Klamotten waschen, gönnten uns noch eine Mütze Schlaf und trafen uns kurz danach zum Essen. Auch hier brauchten wir wieder eine Weile, bis wir die Pizzeria fanden, die uns empfohlen wurde. Es hatte sich aber gelohnt. In der Pizzeria Il Giardino gab es leckere Nudeln und einen köstlichen Salat, und davon auch noch eine ganze Menge. Wohl genährt ging es danach schlafen. Jedenfalls war das der Plan. Ich konnte wie so oft nicht wirklich gut schlafen und war mehr wach als im Land der Träume.

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2. Tag (Silvretta Hochalpenstrasse)


Demzufolge gerädert stand ich morgens auf. Wir saßen bereits um 7:15 Uhr am Frühstücksbuffet und eine Stunde später auf dem Rad. Strahlend blauer Himmel ließ meine Laune schlagartig besser werden. Da Steffi am Vortag mit dem Gepäck zu kämpfen hatte und ich in meinem Rucksack noch Platz hatte, übernahm ich ihren Kulturbeutel. Dies sollten wir auch für den Rest des Urlaubes so handhaben. Dummerweise brauchten wir zwei Anläufe um den richtigen Weg aus Bludenz herauszufinden. Danach fuhren wir zunächst auf der 188 in Richtung St. Anton. Da der Verkehr aber recht heftig war und der parallel verlaufende Radweg sehr gut aussah, wechselten wir kurze Zeit später auf ihn. Das sollten wir nicht bereuen. Der Radweg ist größtenteils frisch asphaltiert, verläuft nur selten direkt neben der Strasse sondern vielmehr direkt am Fluss entlang und teilweise auch im Schatten. Da auch heute wieder hochsommerliche Temperaturen herrschten, war vor allem Letzteres ein echter Pluspunkt.

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Vor der Sonne bestens geschützt auf dem Radweg neben der Silvretta Hochalpenstrasse in Richtung St. Anton

So fuhren wir Kilometer um Kilometer leicht ansteigend Richtung Gaschurn und wechselten dabei mehrmals die Flussseite. Im Bereich des Golfclubs Montafon war der Radweg für gut einen Kilometer geschottert. Mit dem Rennrad ist das Stück trotzdem gut fahrbar, evtl. könnte man dieses Stück aber auch komplett umfahren. Später trafen wir noch einmal auf ein 50 Meter langes unfahrbares Schotterstück. Insgesamt kann ich den Radweg aber nur empfehlen. Die Hauptstrasse ist nicht nur deutlich langweiliger sondern auch viel befahren. In Paternen besuchten wir dann erstmal den Spar-Markt und gönnten uns eine kleine Pause.

Denn ab jetzt sollte es für 6 km deutlich steiler werden. Ich bemerkte schnell, dass Steffi mein Tempo hier nicht mitgehen konnte. Um aber weiterhin eine flüssige Frequenz fahren zu können, behielt ich zunächst meine Geschwindigkeit bei. Kurz nach der Mautstelle überholte ich eine Frau und dachte mir noch: „Die fährt in etwa Steffis Tempo. Vielleicht können die beiden ja zusammen fahren“: Nach knapp 20 min machte ich in einer Kehre eine kleine Pause und wartete auf Steffi. Und tatsächlich hatte sie das kleine Loch zugefahren und war gemeinsam mit der Frau, die ich kurz davor überholt hatte, kräftig am plaudern und pedalieren. Ich fuhr einige Meter mit ihnen, ehe ich wieder mein eigenes Tempo wählte. Durch meine zahlreichen Fotostopps, konnten sie aber immer wieder aufschließen. Später ließen wir unsere Begleiterin dann beide ziehen. Der Weg bis hierher war von unzähligen Kehren geprägt und auch die Aussicht war herrlich.

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In einer der zahlreichen Serpentinen während des Anstieges auf der Silvretta Hochalpenstrasse von Bludenz zur Bieler Höhe

Nach kurzer Zeit sahen wir vor uns dann die Staumauer des Vermuntstausees auftauchen. Auch hier legten wir eine kleine Pause ein die ich sofort nutzte um in Kuhscheiße zu treten. Gott sei Dank konnte man den Stausee gut zu Fuß erreichen und so konnte ich meinen Fauxpas sofort korrigieren. Die Aussicht wurde jetzt noch einmal besser. Schneebedeckte Berge im Vordergrund ließen uns rätseln, wohin unser Weg uns heute noch führen würde.

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Steffi und ich am Vermuntstausee. Im Hintergrund die Silvrettagruppe mit Gross Litzner und Gross Seehorn

Zunächst zog die Steigung für einen Kilometer noch einmal deutlich an, ehe es wieder ein wenig flacher wurde. Ich fuhr jetzt mit Steffi zusammen um sie moralisch ein wenig unterstützen zu können. Während wir anfangs noch schöne Blicke zurück auf den Stausee werfen konnten, tauchten kurz danach am Horizont schon die Staumauer des Silvretta-Stausees und die Passhöhe auf. Die letzten Meter mussten bei hohen Steigungsprozenten noch einmal hart erarbeitet werden. Um 12:45 Uhr erreichten wir schließlich die Passhöhe und wurden mit einer tollen Aussicht für die Anstrengungen belohnt. Wir ließen uns erstmal in einem Strandkorb auf der Terrasse des Silvrettahauses nieder und genossen die tolle Aussicht.

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Der Silvretta-Stausee auf der Bieler Höhe. Im Hintergrund das Silvrettahorn

Es folgte eine schöne Abfahrt mit weit geschwungenen Kurven, einem einsehbaren Straßenverlauf und perfektem Asphalt. Leider mussten wir nach kurzer Zeit die Strasse verlassen und nach links zum Zeinisjoch abbiegen. Aber was heißt hier leider! Der erste Kilometer war noch recht steil, dann wurde es immer flacher und kurz danach hatte man den Kulminationspunkt erreicht und blickte auf den Kops Stausee. Wir fuhren das kurze Stück hinunter zum See und genossen für einen kurzen Moment die schöne Kulisse, ehe wir auf gleicher Strasse zurückfuhren.

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Der Autor am Kops-Stausee auf dem Zeinisjoch.

Nachdem wir wieder auf unseren ursprünglichen Weg nach Landeck zurückgekehrt waren, warteten noch 42 km Abfahrt auf uns. Zunächst war es noch steil genug, um nicht mittreten zu müssen. Auch der Wind war uns gnädig und blies von hinten. So konnten wir die Abfahrt genießen. Bei einem kurzen Abstecher nach Ischgl durften wir nicht nur die Kult-Disco „Kuhstall“ sondern auch die unzähligen Prachtbauten für die Schönen und Reichen dieser Welt bewundern. Dann ging es weiter bergab. Allerdings hatte der Wind inzwischen gedreht und bremste uns nun deutlich ein. Ich versuchte trotzdem das Tempo hochzuhalten und so kamen wir gut voran. Als ich vor mir zwei Rennradler ohne Gepäck fahren sah, beschloss ich, mich hinter ihnen erstmal auszuruhen. Gesagt, getan.

Allerdings fuhren die beiden doch arg langsam. Als wir an einer Baustelle warten mussten, fragte ich Steffi, ob es ok wäre, wenn ich wieder für etwas Tempo sorgen würde. Ihr war es im Windschatten auch schon langweilig geworden und so spielte ich für die letzten 15 km nach Landeck noch einmal die Lokomotive. Um 15:30 Uhr erreichten wir nach 111 km, 1770 hm und einer Fahrtzeit von 5 h Landeck und fanden schnell den Bahnhof. Da wir zum Pässe radeln hier waren, wollten wir auf das flache Stück zwischen Landeck und Innsbruck verzichten und mit dem Zug fahren. Wir hatten noch ein wenig Zeit und stillten daher unseren Hunger und Durst. Im Zug konnten wir unsere Fahrräder sicher aufhängen und erreichten um 17:00 Uhr Innsbruck.

Direkt auf dem Bahnhof war auch eine kleine Touristen-Info. Leider erwähnte ich dort, dass wir am nächsten Tag über die alte Römerstrasse über den Brenner wollten. Der wirklich nette ältere Herr gab uns dann einen kleinen geschichtlichen Exkurs, wie die Römer tatsächlich über den Brenner gekommen sind. „Alles sehr schön“, dachte ich mir, „aber eigentlich wollte ich ein Hotel und eine Dusche!“. Letztlich konnten wir aber auch eine Übernachtung buchen und landeten so kurze Zeit später im Haus Marillac, einem ehemaligen Kloster. Für 51 Euro bekamen wir je zwei kleine Zimmer ohne TV, dafür aber einen kostenlosen Internetzugang im Foyer. Das war nicht schlecht. Denn zum einen hatte Steffi kein Guthaben mehr auf ihrem Handy und konnte es auch nicht mehr aufladen. Zum anderen hatte sich aus ihrer Zahnspange ein Bracket gelöst. Probleme, die man mit Internet besser lösen kann. Nach dem üblichen Duschen und Waschen ging es dann zum Abendessen. Im Löwenbräu fanden wir zwar einen schönen Biergarten, mein Fisch mit Risotto konnte aber mit dem Nudelgericht vom Vortag nicht mithalten. Während dem Essen fing es dann noch kurz aber heftig an zu regnen, was Gott sei Dank für etwas Abkühlung sorgte. Danach ging es zurück zum Hotel und früh ins Bett.

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3. Tag (Brenner Pass, Penser Joch)


Ich schlief sogar noch schlechter als am Tag davor und beschloss in der nächsten Apotheke für Abhilfe zu sorgen. Nachdem Frühstück um 7:15 Uhr versuchte Steffi vergeblich, in Brixen einen Kieferorthopäden ausfindig zu machen um ihr Bracket reparieren zu lassen. In Brixen wollten wir am Freitag recht früh von einer kurzen Etappe zurückkehren und hätten dann noch genug Zeit. Doch alle Versuche scheiterten. Die nette Dame von der Hotelrezeption legte uns dann nahe, unser Glück in der Innsbrucker Uni-Klinik zu versuchen. Dort bekam Steffi tatsächlich umgehend einen Termin und ihre Zahnspange gerichtet. Das ganze kostete natürlich jede Menge Zeit und so starteten wir erst kurz nach 10 Uhr. Kurz hatten wir noch überlegt, über den Brenner den Zug zu nehmen, die Idee wurde aber schnell verworfen. Wir waren schließlich zum Pässe fahren hier.

Also starteten wir unsere Tour über die alte Römerstrasse. Der Einstieg über den Tummelplatzweg war gleich steil und heftig. Auf der L32 angekommen, blieb es bei rund 8% zwar steil aber gut fahrbar. Überraschend war hier noch einiges an Verkehr vorhanden, dieser ließ aber recht schnell erheblich nach. Ich verspürte hier schon leichten Hunger. Jetzt als wir endlich unterwegs waren, wollte ich aber nicht schon wieder Pause machen und etwas essen. Also versuchte ich das Gefühl zu unterdrücken. Während des gesamten Anstieges nach Patsch durften wir immer wieder schöne Blicke ins Inntal werfen.

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Blick von der alten Römerstrasse auf Innsbruck während dem Weg zum Brennerpass.

In Patsch angekommen, hatten wir bereits einen Großteil der Höhenmeter bis Matrei schon geschafft. Ab hier war die Strasse von einem ständigen Auf- und Ab gekennzeichnet. Sicherlich muss man hier mehr Körner investieren als auf der Bundesstrasse. Dafür fährt man aber auch fast für sich. Über eine kurze Abfahrt erreichten wir schließlich Matrei. Die Steigung zog in diesem Bereich nur leicht an, dementsprechend konnte ich noch ein hohes Tempo anschlagen. Steffi bremste mich aber schnell ein. Es waren wahrscheinlich weniger die bisher erklommenen Höhenmeter als vielmehr das noch Folgende. Mit dem Penser Joch stand heute noch ein richtig harter Brocken auf dem Programm. 14 Kilometer mit über 9% Durchschnittssteigung findet man im Alpenraum nicht aller Tage. Also nahm ich ein wenig Tempo raus.

In Steinach schockierte ich Steffi dann ein zweites Mal. Sie dachte nämlich schon, wir wären oben angekommen. Aber weit gefehlt, es war noch ein gutes Stück zu radeln. Da wir beide inzwischen tierisch Hunger hatten, machten wir an einer Bäckerei mit der wohl freundlichsten Bäckereifachverkäuferin Österreichs (und das meine ich wirklich so!) eine kleine Pause und verpflegten uns. Dann machten wir uns auf, auch die letzten 10 Kilometer des Brennerpasses zu bezwingen. Die Steigung zog danach nur langsam an. Lediglich auf dem letzten Kilometer zum Brennersee mussten wir ordentlich strampeln. Oben angekommen wurde nur kurz Sonnencreme nachgetragen. Bei erneut hochsommerlichem Wetter war dies auch bitter nötig. Danach folgte die Abfahrt nach Sterzing. Anfangs noch fast flach, konnte man es danach wundervoll laufen lassen. Danach folgte also das Penser Joch. Nach einem Kilometer der noch zum lockeren Einrollen bei 3% genutzt werden konnte, folgten die ersten zwei richtig harten Kilometer mit mehr als 11% im Schnitt. Ich fuhr in diesem Bereich oft mit Steffi zusammen um sie moralisch ein wenig zu unterstützen. Sie machte aber einen guten Job und so kamen wir den Umständen entsprechend rasch voran.

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Die imposante Gesteinsformation während des Anstieges von Sterzing zum Penser Joch.

Nach dem die erste Rampe überwunden war, wurde es für einen Kilometer etwas flacher. Wir beschlossen die folgenden drei wieder steileren Kilometer bis zur nächsten kleinen Ortschaft durchzuhalten und dort eine Pause einzulegen. Teilweise Schatten und einige wenige Serpentinen erleichterten uns die Arbeit ein bisschen. Nach sieben Kilometern machten wir Rast an einem kleinen Restaurant mit herrlichem Blick direkt an der Strasse. Eine Wurstsemmel und ein Holundersaftschorle später brachen wir wieder auf. Ich zahlte noch und packte meine Sachen zusammen, während Steffi schon einmal langsam weiterfuhr.

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Blick nach Osten während des Anstieges von Sterzing zum Penser Joch.

So langsam konnte sie aber nicht unterwegs gewesen sein. Ich brauchte zwei Kilometer, immer noch bei über 8%, bis ich sie wieder eingeholt hatte. Auf den folgenden zwei Kilometern ließ die Steigung nicht nach, ganz im Gegenteil. Danach folgte ein weiterer Kilometer mit 11% im Schnitt. Die Strasse zog sich jetzt in einem Halbrund den Hang nach oben. Das kaum wechselnde Bild vor einem war psychologisch nur schwer zu ertragen. Immerhin war nun die Passhöhe schon zu sehen.

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Blick auf den letzten steilen Kilometer am Anstieg von Sterzing zum Penser Joch.

Steffi musste jetzt aber ziemlich kämpfen und ihr wurde nichts geschenkt. Auf den letzten 400 Metern waren knapp 15% Steigung zu bewältigen. Oben angekommen genossen wir nur kurz die schöne Aussicht und den Triumph über den Pass. Es folgte eine schnelle und sehr schöne Abfahrt Richtung Bozen. Schön, was vor allem die ersten 10 Kilometer betrifft. Danach wurde es deutlich flacher und wie immer zog der Wind nachmittags das Tal hoch. So war für mich mächtig Treten angesagt. Steffi musste mich zwischendrin mit Trinkwasser versorgen, sonst hätte ich nicht durchgehalten. Teilweise fuhren wir bergab nur knapp über 30 und das bei einem Puls, den ich zuvor nicht einmal am Berg erreicht hatte. Gott sei Dank wurde es 15 km vor Bozen wieder etwas steiler.

Dafür waren nun 24 Tunnels zu bezwingen, was die Fahrt auch nicht viel entspannter werden ließ. Als wir endlich Bozen nach 124 km, 2.300 hm und einer reinen Fahrtzeit von 5:49 h um 17:30 Uhr erreichten, jubelten wir beide. Schnell fanden wir die Touri-Info, ein nettes Hotel (Hotel Adria) mit Klimaanlage und einer Apotheke gleich um die Ecke. Dort konnte ich mir endlich etwas gegen meine Schlafschwierigkeiten holen. Nach dem üblichen Duschen und Klamotten waschen gingen wir Pizza essen. Obwohl Steffi am liebsten den ganzen Abend geshoppt hätte. Wir gönnten uns aber nur einen kleinen Bummel, dann hatte sie mit mir und meinem Magen Erbarmen. Wieder fing es heftig an zu regnen und wir mussten uns vom Biergarten ins Innere verziehen. Dafür kühlte es ordentlich ab, was auch dringend nötig war. Nach den miesen Nächten die Tage zuvor, nahm ich diesmal abends eine pflanzliche Schlaftablette. Keine Ahnung ob es daran lag, oder an der Klimaanlage, welche die ganze Nacht lief oder dem Rollladen, der endlich mal für absolute Dunkelheit in meinem Zimmer sorgte. Jedenfalls konnte ich für meine Verhältnisse richtig gut schlafen.

Übersicht


4. Tag (Passo San Lugano, Passo Manghen)


Um 7:30 Uhr waren wir bereits wieder auf den Beinen. Auf das typische, dürftige italienische Frühstück im Hotel verzichteten wir aber und gönnten uns in einem nahen Cafe belegte Brötchen, Croissants und Cappuccino. Um 8:45 Uhr starteten wir dann unsere 4. Etappe. Zunächst mussten wir uns mit mächtig Verkehr rumschlagen.

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Auch am vierten Tag schon früh am Morgen wieder herrliches Wetter. Auf dem Weg von Bozen nach Ora.

Nachdem wir in Ora links zum Passo San Lugano abgebogen waren, ließ er leicht nach. Der Pass war zu Beginn sehr schön zu fahren, jedenfalls was die Steigung betraf. Bei 6-7 % kamen wir gut voran. Der Verkehr nervte allerdings gewaltig. Nach 4 km mussten wir uns entscheiden. Weiter auf der Hauptroute bleiben oder die unbekannte Umgehung fahren. Ich wollte unbedingt dem Verkehr entkommen und stimmte für die Umgehung. Steffi überzeugte ich rasch von meiner Idee, verschwieg aber nicht, dass es dort wohl einige Höhenmeter mehr werden konnten und auch mit höheren Steigungen zu rechnen war. Was uns allerdings wirklich erwartete, war mir nicht bewusst. Sonst hätte ich den Weg wohl auch nicht gewählt. Anfangs schien die Wahl goldrichtig, bei unveränderter Steigung aber null Verkehr fuhren wir fröhlich nebeneinander her dem Pass entgegen.

Doch mit jedem Meter wurde es steiler. Dann kam die Krönung, ein Schild mit 18%. Auch wenn dies normalerweise nur die maximale Steigung anzeigt und ich es nirgends so steil wahrgenommen hatte. So waren auf 5 Kilometer im Schnitt über 11% zu bewältigen. Das war mehr als genug. Steffi führte ich so natürlich an ihre Grenzen, meine waren allerdings auch nicht mehr weit entfernt. Mit ihrer Übersetzung musste sie hier Frequenzen treten die jenseits von Gut und Böse waren. Ich hatte natürlich ein sau schlechtes Gewissen. Schließlich war es meine Idee gewesen, die Umgehung zu fahren. Drei bis vier Mal dachte ich, es wäre geschafft, weil die Steigung für ein paar Meter minimal nachließ. Das teilte ich natürlich auch jedes Mal gleich Steffi mit. Keine Ahnung ob sie das ein wenig motivierte oder ob sie mich, nachdem ich wiederholt falsch lag, am liebsten vom Rad geprügelt hätte. Wir werden es nie erfahren, ihr hätte ohnehin die Kraft dazu gefehlt.

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Steffi kämpft sich durch eine der steilen Serpentinen auf der Umgehung über Truden am Passo San Lugano.

Irgendwann erreichten wir aber gemeinsam Truden. Selbst dort mussten noch einige Höhenmeter überwunden werden, bis wir endlich den Scheitelpunkt erreichten und uns an einem Brunnen erfrischten. Steffi hatte längst beschlossen, den anschließenden Passo Manghen nicht mehr zu fahren. Ich wollte den Aufstieg unbedingt noch dranhängen. Schließlich war es einer der wenigen 2.000er, der mir in Italien noch fehlte. Zunächst ging es aber erstmal wieder bergab, um kurz vor der Passhöhe wieder auf der Originalroute zu landen. Die letzten zwei Kilometer bis zum Passo San Lugano waren dann kein Problem und schnell bewältigt. Es folgte noch einmal eine kurze Abfahrt nach Castello di Fiemme. Dort wollten wir uns nach einem Hotel umschauen. Der Ort zählt sicher keine 2.000 Einwohner, entsprechend schwierig stellten wir uns die Suche vor. Immerhin gab es eine Touri-Info, die war aber leider mittags geschlossen. Eine Apotheke neben an, konnte uns aber helfen. Es gab drei Hotels und gleich beim ersten (Hotel Latemar) fanden wir zwei Einzelzimmer mit Halbpension für 60 Euro.

Während Steffi sich jetzt vom Passo San Lugano erholen konnte, packte ich das Notwendigste zusammen und machte mich auf in Richtung Passo Manghen. Zunächst ging es noch mal für zwei Kilometer bergab ehe der Anstieg begann. Die ersten acht Kilometer waren prima zu fahren. Zum einen tat es natürlich gut, endlich mal ohne Gepäck zu fahren. Zum anderen kletterte die Steigung nur ganz selten über 7%. Außerdem schützte mich der dichte Wald vor der Sonne die ich so schlecht vertrage. Aber auch sonst hatte der Pass einiges zu bieten. Ein vorzüglicher Asphalt, eine schmale Strasse und praktisch kein Verkehr versüßten mir den Aufstieg. Kurz vor Ende der Einrollphase verließ ich für einen kurzen Moment den schützenden Wald. Dann überquerte ich eine Brücke und läutete damit den steilen zweiten Teil des Passes ein.

Auf den letzten 8,5 km sind 800 Höhenmeter zu überwinden. Glücklicherweise spendete mir erneut dichter Wald ausreichend Schatten. Der Schweiß floss nun trotzdem in Strömen. Gut drei Kilometer vor der Passhöhe verlässt man den Wald endgültig und erreicht wenig später den kleinen Berggasthof Malga Cadinello. Zunächst durften nun einige Serpentinen überwunden werden, ehe die Straße die Richtung wechselte und man einen Blick auf das eben erfahrene werfen durfte.

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Blick zur Passhöhe auf den letzten Kilometern der Nordauffahrt zum Passo Manghen.

Noch eine letzte Serpentinengruppe und ich erreichte die vermeintliche Passhöhe. Es handelte sich aber nur um das Rifugio Baita Manghen. Also bewältigte ich noch ein paar Meter bis ich den Manghen endgültig bezwungen hatte. Ich machte oben nur eine kurze Pause, dann fuhr ich zurück zum Rifugio. Dort gönnte ich mir ein Apfelsaft-Schorle, genoss die schöne Aussicht auf den kleinen angrenzenden See und die umliegenden Berge und wanderte noch ein wenig herum.

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Blick auf das Refugio Baita Manghen kurz unterhalb der Passhöhe.

Danach ging es auf selbem Weg wieder zurück. Im ersten Teil musste ich aufgrund der engen kurvigen Strasse noch ordentlich bremsen. Danach konnte man es wunderbar laufen lassen.

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Blick auf einer der Serpentinen während der schönen Abfahrt vom Passo Manghen.

Der Asphalt war fast auf der gesamten Strecke ziemlich neu, was den Spaß natürlich zusätzlich steigerte. Zum Schluss folgte wieder der Gegenanstieg nach Castello, dann war um 15:15 Uhr das Tagewerk nach 76 km, 2.500 hm und einer reinen Fahrtzeit von 4:36 h geschafft. Ich duschte und wusch meine Sachen und traute meine Augen nicht, als ich Steffi im Garten sah, wie sie sich sonnte. Als ob wir in den letzten Tagen nicht schon genug Sonne abbekommen hatten. Aber es war ihr gegönnt.

Ich legte mich in den Schatten, gönnte mir ein Sandwich und ein Radler und döste ein wenig. Später endeten unsere Versuche im Ort an einem Donnerstag nachmittag einen offenen Supermarkt zu finden in einem längeren Fußmarsch Richtung Cavalese. Dafür gab es dann abends ein klasse 3-Gang Menü mit einem Schinken/Käse Teller, Spaghetti und Schnitzel mit Bratkartoffeln. Zum Schluss gab es noch eine Überraschung, ein Schokobrunnen mit Früchten und Langos. Ich war allerdings so satt, dass ich davon gar nichts mehr kostete. Wir legten uns danach noch einmal in die Liegestühle, quatschten ein wenig und genossen die herrliche Aussicht auf die Berge. Dann ging es schlafen.

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5. Tag (Passo di Lavaze)


Am nächsten Morgen saßen wir um 7:30 Uhr bei einem sehr leckeren Frühstück. Um 8:45 Uhr starteten wir dann unsere 5. Etappe. Zunächst durften wir uns bei leicht ansteigender Straße nach Cavalese einrollen. Dann begann der Anstieg zum Passo Lavaze. Ich musste mich schon in den ersten Serpentinen von meinem Funktionsshirt trennen, weil es bereits sehr warm war und es auch direkt steil los ging. Immerhin spendete uns der umgebende Wald ausreichend Schatten und auch der kaum vorhandene Verkehr machte den Anstieg sehr angenehm. Steffi hatte den Vortag anscheinend gut überstanden. Jedenfalls konnte ich höhere Pulswerte als die Tage zuvor fahren, ohne sie zu verlieren.

Nach fünf Kilometern durften wir uns für eine Weile ausruhe, ehe ein erster steiler Kilometer den harten Schlussanstieg einleitete. Drei Kilometer mit über 11% im Schnitt trieben uns erneut die Schweißperlen auf die Stirn. Und als ob Steffi am Tag zuvor nicht schon genug leiden musste, begegnete uns auch wieder ein Schild mit der Aufschrift 18%!. Wir mussten jetzt beide kämpfen, überstanden aber auch diese Prüfung. Ziemlich unverhofft tauchte dann auf den letzten Metern erst die Passhöhe auf. Während man auf dem gesamten Anstieg auf tolle Aussichten verzichten muss, wusste diese von oben durchaus zu gefallen.

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Blick auf den kleinen See am Passo di Lavaze. Im Hintergrund das Weißhorn.

Wir machten es uns an dem kleinen See hinter der Passhöhe gemütlich und schossen ein paar Fotos. Dann folgte die Abfahrt. Während zu Beginn noch einige Kehren zu überwinden waren, konnte man es danach richtig laufen lassen. Ein guter Asphalt machte die Abfahrt zusätzlich zu einem Vergnügen. In Kardaun verpassten wir den Einstieg zum Radweg nach Brixen. Ich bemerkte dies zwar sofort, wollte aber nicht umkehren. Da der Radweg direkt neben der Straße verläuft, sollte es ja noch mehr Möglichkeiten geben, auf diesen zu wechseln. Aber weit gefehlt. Ein hoher Zaun verhinderte dies. Da auf der SS12 reichlich Verkehr herrschte, hatten wir bald die Schnauze voll. Wir stiegen eine kleine Böschung hinauf, hievten unsere Räder über den Zaun und hatten endlich unsere Ruhe.

Der Radweg ist wunderbar auf einer ehemaligen Bahntrasse angelegt. Leicht ansteigend ging es so durch mehrere Tunnels immer am Fluss entlang, diesen oftmals überquerend Richtung Brixen. Hier im Tal drückte die Sonne wieder ordentlich und so machten wir gegen Ende noch eine kleine Pause. Die letzten Kilometer waren dann fast flach und so erreichten wir noch einigermaßen frisch die Touri-Info. Eben weil es sehr heiß war und wir noch ein paar Körner übrig hatten, beschlossen wir nicht in Brixen zu übernachten, sondern uns ein Hotel im Anstieg zum Würzjoch zu suchen. In Klerant waren in zwei Hotels noch Zimmer frei und so hatten wir noch einmal vier Kilometer Anstieg vor uns. Leider waren unsere Wasserflaschen bereits leer und so mussten wir unterwegs nach Wasser betteln.

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Blick zurück auf Brixen während des Anstieges von Brixen zum Würzjoch kurz vor Klerant.

In Klerant hatten wir dann noch Schwierigkeiten die Pension Fischer zu finden. So waren wir beide froh um 14:30 Uhr nach 82 km, 1500 hm und einer Fahrtzeit von knapp 4 Stunden endlich am Ziel zu sein. Leider erfuhren wir dort, dass der nächste Supermarkt erst in St. Andrä zu finden war, noch einmal 3 km Richtung Würzjoch. Ich beschloss daher direkt meine Radklamotten anzulassen und erst einmal einkaufen zu gehen. Danach durfte ich dann endlich duschen. Steffi hatte inzwischen eine Waschmaschine klargemacht und so mussten wir zum ersten Mal nicht selber waschen. Danach ging es zum leckeren Essen im direkt über der Pension liegenden Hotel Fischer. Steffi brachte mir dann noch Romme-Spielen bei und tat dies wohl außerordentlich gut. Jedenfalls ließ ich ihr nicht den Hauch einer Chance :-) Danach ging es dann schlafen. Hier war es natürlich totenstill und weil ich auch das Fenster komplett verdunkeln konnte, schlief ich richtig gut.

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