homeberichtePaesse


Mountainbiketour Schweiz - Italien vom 14.07.24 - 18.07.24

    Tag1 (Moosalp)

    Tag2 (Croix de Couer)

    Tag3 (Fenetre Durand)

    Tag4 (Col de Metz, Pointe Chaligne)

    Tag5 (Fenetre de Ferret)


1. Tag (Moosalp)


Wie immer lief die Vorbereitung auf den Urlaub schleppend. Mehr als 700 km brachte ich bis zum Start nicht zusammen. Davon auch etliche kurze Rennrad Einheiten. Die längste Tour war nicht einmal 2 Stunden lang. Die Planung dafür umso intensiver. Zum ersten Mal wollte ich mit dem Mountainbike neues Terrain erobern und nicht in mein Lieblingsgebiet zwischen Bardonecchia und Briancon. Ziel war die letzten beiden fehlenden 2.000er der Alpen zu bezwingen und gleichzeitig dem Nivolet noch einmal einen Besuch abzustatten. Nach viel Recherche verzichtete ich auf den Nivolet und wollte stattdessen den Passo dell Invergneux erklimmen. Kurz vor dem Start machte mir dann ein Unwetter im Aostatal einen Strich durch die Rechnung und ich musste noch einmal umplanen. In diesem Zusammenhang vielen Dank an die User Fubbes und McNulty und einige andere aus dem MTB News Forum. Ohne Ihre Hilfe wäre die Tour so nicht entstanden. Auch die Parkplatzsuche war etwas schwierig. Ich traute mich nicht, wie in Frankreich oder Italien einfach irgendwo zu parken. In der Schweiz ist das offiziell nur auf gekennzeichneten Flächen möglich. Über die Gemeindeverwaltung Visp fand ich schließlich einen Parkplatz für 20 CHF. Wobei ich für die Auslandsüberweisung noch mal so viel zahlte. Ich startete bereits am Samstag abend und fuhr zu meiner Schwester nach Bollschweil. Am Sonntag klingelte dann um 4:45 Uhr der Wecker und 15 Minuten später saß ich im Auto Richtung Alpen. Um 7:30 Uhr erreichte ich den Autoverlad Kandersteg und wurde direkt durchgewunken. Kaum stand ich, fuhr der Zug auch schon los. So hatte ich mir das vorgestellt. Ich mixte mein Müsli zusammen und frühstückte während der Fahrt. Um 8:15 Uhr erreichte ich schließlich meinen Parkplatz in Visp, packte alles zusammen und startete bei sonnigen 16° meine erste Tour.

Rad.jpg
Mit leichtem Gepäck bereit für die Alpen.

Zunächst ging es bereits mit schönen Aussichten am Fluss entlang. Ich war gerade zwei Kilometer unterwegs, da kam das erste Hindernis. Auf dem Radweg entlang der Visp war eine Absperrung. An den spärlichen Häusern war niemand anwesend, also drehte ich um und wollte einen Fußgänger fragen, der mir kurz zuvor entgegenkam. Dieser war sich zwar nicht sicher, dachte aber es müsste gehen. Also zurück zur Absperrung. Dort kamen mir dann glücklicherweise zwei schweizer Mountainbiker entgegen. Diese meinten es sei ungemütlich aber machbar, sie seien am Weinberg eine 2m hohe Mauer hinuntergeklettert. Also versuchte ich mein Glück auch. Der Weg war tatsächlich komplett weggebrochen. Ich brauchte eine Weile, bis ich wusste, wo ich lang sollte. Dummerweise ist es schwerer, eine 2 m hohe Mauer mit dem MTB hochzuklettern als runter. Ich musste das Rad hochwuchten und den Lenker an einem Pfosten des Weinberges einhaken um mich daran hochzuziehen. War das erstmal geschafft, war ich kurz danach wieder auf dem richtigen Weg. Nach etwa fünf Kilometer einrollen, ging es dann auf Schotter gut zu fahren bergauf. Es kam mir zwar schon steil vor, aber da ich anfangs im Schatten fuhr, kam ich noch nicht wirklich ins Schwitzen. Ich war wie so oft überrascht, wie schnell ich an Höhe gewann. Bei Esch verließ ich den Wald und landete auf einer schmalen Straße. Ich fuhr nun durch viele Serpentinen durch grüne Almwiesen in der Sonne und schon wurde es heiß. Steigungen bis 14% taten ihr übriges. Leider störten eine Menge Fliegen die um mich herumschwirrten die Fahrt. Immer mal wieder fuhr ich durch Bewässerungsanlagen und konnte mich so abkühlen. Es gab jetzt auch schon erste schöne Aussichten zu genießen. Ich fuhr durch idyllische Weinberge und um mich herum sah ich schneebedeckte Berge auf beiden Seiten. Dazu quasi kein Verkehr. Um etwa 10:15 Uhr erreichte ich Zeneggen und machte eine erste Pause.

Anstieg Moosalp
Erste schöne Ausblicke auf dem Weg nach Zeneggen. Blick auf das Seetalhorn

Die Straße wurde dann wieder breiter und die Steigung ließ nach. So erreichte ich schon eine halbe Stunde später Bürchen. Es ging nun durch grüne Almwiesen, später dann wieder durch schattenspendenden Tannenwald. Teilweise wurde es hier fast schon ein wenig kühl. Aber das liebe ich ja. Die Aussicht hielt sich nun wieder in Grenzen. Die Zahl der Autos nahm etwas zu und ab und zu sah ich auch Wanderer. Aber insgesamt war es immer noch sehr verkehrsarm. Ich machte noch einmal eine kürzere Pause ehe ich die letzten sechs Kilometer erklomm. Das Mittelstück davon war noch mal etwas steiler, ansonsten war auch dieser Teil gut zu fahren. Oben raus zog es sich dann aber doch ein wenig. Trotzdem war ich zufrieden, meine Beine fühlten sich noch frisch an. In der Vergangenheit hatte ich mir schon oft am ersten Tag direkt einen eingeschenkt. Ich überholte hier auch drei andere Radfahrer, ansonsten war aber nicht viel los. Über ein paar Serpentinen erreichte ich schließlich kurz vor 12 Uhr die Moosalp. Hier oben war die Aussicht dann wieder sehr schön. Sicherlich auch deswegen war auch ne ganze Menge los hier oben.

Aussicht Moosalp
Schöne Ausblicke von der Moosalp. Blick auf den 4.545m hohen Dom

Ich machte eine längere Pause, aß etwas und folgte dann dem Weg rechts des Gebäudes. Anfangs ging es fast flach und wunderschön auf Waldboden zu fahren voran. Der Weg war breit und so waren die wenigen Wanderer auch kein Problem. Später wurde es deutlich steiler war aber immer noch S1 Niveau. Ich musste ein paar Mal einen Blick in die Karte werfen. Der Tipp aus dem MTB News Forum mit Locus Map und einer offline-Karte zu arbeiten, erwies sich auch hier als genial. Das GPS funktionierte hervorragend und ich wusste immer genau wo ich war. Es folgten einige Serpentinen ehe der Weg gesperrt war. Ich entschied mich für die angebotene Alternative und wurde nicht enttäuscht. Es folgte ein wunderbarer Weg am Hang entlang der fast noch schöner zu fahren war, als der Beginn. Auf der gesamten Abfahrt waren immer mal wieder, vor allem zu Beginn herrliche Aussichten zu genießen.

Abfahrt Moosalp
Kurz vor Embed. Blick auf die herrliche und abwechslungsreiche Abfahrt von der Moosalp.

Kurze Zeit später erreichte ich wieder Asphalt und dann Embed. Dort bog ich wieder in einen Trail ein, der kurze Zeit später auch schon wieder gesperrt war. Diesmal entschied ich mich, den Weg trotzdem zu nehmen. Ich musste etwa 10 Minuten laufen, für meine Verhältnisse war es zu steil und zu verblockt. Dann konnte ich wieder fahren und erreichte wieder eine Straße und kurz danach Kalpetran. Hier durfte ich mein Rad nun 50 sausteile Höhenmeter nach oben schieben. Wenn ich nicht gewusst hätte, dass diese Stelle kommt und es wirklich nur ein kurzes Stück ist, hätte ich hier ordentlich geflucht. Oben angekommen erreichte ich dann einen schönen Höhenweg, immer leicht über und parallel zur Straße verlaufend. Kurz bevor ich wieder auf meinen Hinweg stieß, beschloss ich aber auf die Straße abzubiegen. Ich kannte den Weg ja ohnehin schon und wollte nun zügig zum Auto zurück. Die fünf Kilometer auf der Straße zogen sich bei Gegenwind aber nochmal. Schließlich erreichte ich um 14:35 Uhr den Bahnhof in Visp und meine erste Tour war vollbracht. Warum ich hier mein ganzes Gepäck mitgenommen hatte, obwohl ich ja wieder am Ausgangspunkt angekommen war, wusste ich hinterher auch nicht :-)

Abfahrt Moosalp
Blick auf die Visp nach der Abfahrt von der Moosalp kurz vor Visp.

Ich holte mir am Automaten ein Ticket, aß abseits noch etwas und fuhr dann mit dem Zug nach Sion, welches ich um 15:40 Uhr erreichte. Für den heutigen Tag standen 45 km, 1.600 hm zu Buche. Für einen ersten Tag genau das Richtige. Ich fuhr noch einmal 20 Minuten mit dem Rad nach Aproz zu meiner Unterkunft Chez Gigi, die ich leider nicht auf Anhieb fand. Um 16:10 Uhr war der Tag dann aber endgültig vorbei. Ich wusch meine Sachen, döste ein wenig und versuchte abends was zu essen zu finden. Das dauerte ganz schön lange. Und als ich endlich mit dem Hotel Pas de Cheville ein offenes Restaurant fand, wartete ich dort noch lange auf mein Essen. 30 Euro und wenig Geschmack rundeten das wenig gelungene Abendessen dann ab. Zurück in meiner Unterkunft erfuhr ich dann beim googeln im Internet, dass ich am nächsten Tag meine Route ändern musste, weil eine Brücke zwischen Sarreyer und Lourtier durch den Sturm ebenfalls zerstört worden war. Ich versuchte alternative Strecken zu finden, fand aber nichts passendes und beschloss daher, am nächsten Tag ein Stück die Seilbahn zu nehmen, um einen kleinen Zeitpuffer zu haben. Ansonsten schaute ich abends noch das EM-Finale und pennte dabei ein :-)

Übersicht


2. Tag (Croix de Couer)


Ich schlief einigermaßen ok. Einzig die riesige Bettdecke meines Doppelbettes und die warmen Temperaturen störten mich. So stand ich schon um 6:15 Uhr auf und ging um 7:25 Uhr Essen. Hier gab ich dann bereits Gas, wollte ich doch die erste Seilbahn von Riddes nach Iserables erreichen. Daher packte ich ein Teil des Frühstückes auch ein. Es folgte ein Zeitfahren entlang der Rhone bis Riddes. Dort gab es auch noch eine Umleitung den Berg hinauf und ich war mir schon sicher, es würde nicht reichen. Letztlich kam ich aber eine Minute vor Abfahrt an. Oben ausgestiegen sah ich dann zufällig den Postbus und dachte mir: "OK, wenn der schon da steht, nehm ich ihn auch". Solche Abkürzungen sind normalerweise nicht Teil meiner Touren. Aber zum einen muss ich langsam einsehen, dass man mit dem Mountainbike nicht eben mal 2.000 hm bergauf absolviert, zumal in schlechter Form. Zum anderen wusste ich nicht, wie der Tag heute streckenmäßig verlaufen würde und wieviel Umweg ich noch fahren musste. Um 9 Uhr oben erreichte ich so La Tzoumas. Ich telefonierte mit dem Tourismusbüro und bekam dort nur die Aussage, dass die Straße wie im Internet beschrieben gesperrt war. Es würde zwar einen Weg geben, das wäre aber eine schwarze Piste und so genau konnte ich der Beschreibung auch nicht folgen. Aber egal, nach dem Motto lieber Fahren als Planen startete ich erstmal meine Tour. Zunächst ging es auf Asphalt und viel im Schatten weiter bergauf. Es war auch leicht bewölkt, trotzdem kam ich gut ins Schwitzen. Die Aussicht wurde erst nach einigen Serpentinen als ich den Wald verließ besser.

Anstieg Croix de Couer
Aussicht auf den 3123 m hohen Oldehore auf dem Weg von La Tzoumas zum Croix de Couer.

Ich machte schon früh die erste kleine Pause und aß etwas. Das spärliche Frühstück machte sich bereits früh bemerkbar. Um 10:45 Uhr erreichte ich dann trotzdem recht schnell die Passhöhe des Croix de Couer. Jetzt hatte ich also tatsächlich alle 2.000er Alpenpässe bezwungen. Ehrlich gesagt, war mir das zu dem Zeitpunkt gar nicht bewusst. Wahrscheinlich lag es daran, dass ich meine Pässejagd eigentlich schon vor ein paar Jahren beendet hatte. Und auch die Tatsache, dass ich hier mit Bus und Bahn abgekürzt hatte, war nicht gerade förderlich, um euphorische Gefühle zu entfachen. Die Aussicht von dort oben wusste aber zu gefallen und war für einen krönenden Abschluss einer langen Jagd sicherlich würdig. Schon ein paar Meter vor der Passhöhe blckte ich auf schneebedeckte Berge.

Anstieg Croix de Couer
Die Passhöhe des Croix de Couer kommt in Sicht. Im Hintergrund der mächtige Grand Combin.

Aussicht Croix de Couer
Blick vom Croix de Coeur auf das Mont Blanc Massiv mit dem Aiguille Verte, dem schwierigsten 4.000er der Alpen.

Überraschender Weise war hier oben kaum was los, aber das lag sicher an der frühen Zeit. Ich machte eine lange Pause, aß etwas und ließ meine Blicke immer wieder über die schneebedeckten Berge und den weiteren Wegverlauf schweifen. Ein Blick in mein Profil zeigte mir dann auch, dass dies keineswegs der Höhepunkt meiner Tour war. Aber ok, ich war ja auch kaum bergauf gefahren. So ein paar Höhenmeter und ein bisschen Quälen sollte es heute schon noch sein. Ich setzte schließlich meine Fahrt nach Les Ruinettes fort. Es war ein schöner, breiter quasi ebener Weg mit einem kurzen kleinen Tunnel zwischendrin. Bei Les Ruinettes ging es dann scharf links auf einer sehr steilen Schotterstraße Richtung Bergstation. Die Fahrt war einfach nur ein kleiner Zusatz und brachte mich meinem Ziel nicht näher. Theoretisch hätte ich hier auch mit dem Lift hoch können. Vor allem im Mittelteil musste ich ordentlich arbeiten, um überhaupt auf dem Bike zu bleiben. Aber für mein Fitnesslevel war es dann grade noch so fahrbar. Am Ende wurde es dann etwas flacher und ich konnte durchschnaufen. Ziemlich genau um 12 Uhr war ich schließlich oben und hatte den höchsten Punkt des Tages erreicht.

Aussicht Fontanet Liftstation
Blick auf La Chaux. Im Hintergrund der Grand Combin

Von oben sah man schon weiter unten das nächste Ziel la Chaux. Auch sonst hatte man hier oben eine tolle Aussicht. Ich schaute mir die Trailabfahrt durch den Bikepark an und fragte mich, ob ich da auch runter musste. Ich fragte zwei Engländer, die wohl schon öfters runter- und mit dem Lift wieder raufgefahren waren. Sie lobten mich erstmal, dass ich sehr schnell oben war, hatten sie mich aus dem Lift heraus wohl beobachtet. Dann meinten sie, der Trail sei einfach zu fahren. Das war er dann auch. Ich fuhr direkt hinter einem Guide und einem sehr jungen Biker, die ziemlich genau mein Tempo fuhren. Sie hielten auch immer mal wieder zwischendrin an, was mir auch gut tat, so konnten die Beine nicht übersäuern. Ich hatte aber auf jeden Fall meinen Spaß und bereute nicht, den Umweg noch mitgenommen zu haben. Unten machte ich eine längere Pause, aß etwas und versuchte nach dem Weg zu fragen. Die Bedienung sprach deutsch und stellte mich allen möglichen Gästen vor, die mir die unterschiedlichsten Varianten für den Weiterweg empfahlen. Unter anderem sollte ich erst runter und dann wieder hoch nach Verbier. Dazu hatte ich keine Lust und beschloss mir selbst einen Weg zu suchen. Ich sah auf der Karte einen Wanderweg der östlich von La Chaux ziemlich direkt in Richtung Lourtier verlief.

Abfahrt Croix de Coeur
Der Beginn des Wanderweges von La Chaux nach Lourtier

Lustigerweise merkte ich erst beim Schreiben dieses Berichtes, dass es der Weg war, der mir im MTB Forum empfohlen wurde und den ich nach Anblick der Bilder dankend ablehnte. Der Weg war anfangs zwar noch gut zu fahren, auch wenn ich schon hier zwischendrin mal laufen musste. Ich war alleine unterwegs und wollte nichts riskieren. Nach einer Weile traf ich eine Wanderin die von unten kam und war schon mal froh, dass der Weg wohl nicht im Nirvana endete. Dann folgten steile Abschnitte. Ich traute mich relativ viel zu fahren und war eigentlich mit mir zufrieden. Der Weg verlief komplett im Wald, allerdings schon sehr steil. Doch dann kam eine Spitzkehre bei der ich mir nicht sicher war, ob ich sie angehen sollte. Das Problem sind halt meine Klickpedale. Wenn ich um ne schwere Stelle nicht rumkomme oder der weitere Verlauf nicht einsehbar ist und ich kurzfristig anhalten muss, habe ich Angst nicht aus dem Pedal zu kommen. Hier war beides der Fall. Die Spitzkehre schaffte ich, danach war es aber leicht verblockt und verwurzelt und ich wohl nicht konzentriert genug. Jedenfalls segelte ich direkt danach über den Lenker. Ich landete nicht direkt auf dem Weg sondern rechts davon und aufgrund der Steilheit schon ein paar Meter von meinem Rad weg. Gott sei Dank stand hier kein Baum und es lagen auch keine größeren Steine rum. Ich merkte schnell, dass ich mich nicht verletzt hatte, bis auf einen kleinen Kratzer am Arm, war mir tatsächlich nichts passiert. Trotzdem ist so ein Abflug immer ein kurzer Schock und ich frage mich dann immer, ob ich jetzt nur Glück hatte oder ob ich mich eben immer gut abrolle. Und vor allem fragt man sich dann, was wäre passiert, wenn ich so einen Sturz in einem steinigen oder ausgesetzten Gelände hinnehmen müsste. Ich hoffe insgeheim eben nur, dass ich dann solche Stellen gar nicht angehen würde. Ich setzte meine Fahrt danach etwas vorsichtiger fort und musste immer mal wieder zwischendrin kurz vom Rad. Im folgenden Abschnitt war ich aber mehr zu Fuß als auf dem Rad unterwegs und war daher froh, als ich um etwa 14:20 Uhr unten war. Ich machte erstmal wieder eine Pause und aß etwas. Während ich da so saß und futterte, hielt direkt gegenüber ein Bus. Ich fragte noch, ob er mich mitnehmen würde, aber Räder transportierte er wohl nicht. Also ging es auf dem Rad weiter Richtung Fionnay.

Anstieg Fenetre de Durand
Blick zurück während der Fahrt von Lourtier nach Fionnay. Im Hintergrund der Dent Jaune

Es war inzwischen wieder ziemlich heiß und die Straße zog sich ganz schön und war zu Beginn auch ordentlich steil. An einem Wasserreservoir machte ich im Schatten noch mal eine Pause. Ich hatte unterwegs immer mal wieder schöne Aussichten. Um 15:30 Uhr erreichte ich schließlich nach 30 km und 1.450 hm Fionnay. Ich fand gleich meine Unterkunft und freute mich über eine Klimaanlage. Danach folgte das übliche duschen und weil ich früh dran war ein kleines Nickerchen. Abends ging ich dann während eines Gewitters Essen. Es gab leckere Lasagne mit Salat und Tipps des Wirtes der Deutsch sprach. Ich hatte das Gefühl er wollte mich gerne noch länger hier behalten. Das Tal war derzeit ja mit dem PKW nicht erreichbar. Daher hatte er wohl einige kurzfristige Stornierungen hinnehmen müssen. Er riet mir jedenfalls davon ab am nächsten Tag aufgrund der Schneelage über das Fenetre Durand zu fahren und doch lieber ein paar Tage hier zu bleiben. Ich versuchte abends noch Webcams aus der Gegend zu finden und schrieb auch das Tourismus Büro noch mal an. Außerdem hoffte ich einfach, dass das Wetter am nächsten Tag besser werden würde. Denn bei Regen konnte ich mir das nicht antun.

Übersicht


3. Tag (Fenetre Durand)


Die Nacht war durchwachsen. Ich hörte immer wieder, dass es draußen regnete. Auch als ich morgens aufwachte, war noch keine Änderung in Sicht. Immerhin sagte meine Wetter-App, dass es ab 8 Uhr aufhören sollte, aber was heißt das schon in den Bergen. Ich wachte um 6 Uhr auf, schlummerte aber noch 45 Minuten vor mich hin, bevor ich aufstand. Pünktlich um 7:30 Uhr war ich beim Frühstück. Ich hatte heute einen langen Tag vor mir und wollte früh los. Das Frühstück war gut und als ich fertig war, hatte es auch aufgehört zu regnen. Die Entscheidung war damit gefallen, ich würde Tag 3 wie geplant starten. Um 8:20 Uhr ging es schließlich los. Ab und zu erblickte ich sogar die Sonne. Trotzdem startete ich bei kühlen Temperaturen mit Langarmtrikot, Beinlingen und ob der nassen Straße noch mit Regenüberschuhen. Die ersten Kilometer fühlten sich wie so oft sehr steil an. Schon bald kam der Staudamm des Lac de Mauvoisin in Sicht. Es folgte eine kurze Abfahrt, ehe es unrhythmisch weiter bergauf ging.

Anstieg Fenetre de Durand
Der Staudamm des Lac de Mauvoisin kommt in Sicht. Gleichzeitig darf man sich ein paar Meter ausruhen.

Das letzte Stück musste dann noch einmal hart erkämpft werden. Immer wieder dachte ich mir beim Blick zur Staumauer: "Wie und wo zum Teufel soll es da hochgehen". Um 9:10 Uhr erreichte ich das Hotel Mauvoisin. Ich machte eine kurze Pause und füllte meine Wasserflaschen. Die waren zwar noch fast voll, aber ich hatte keine Ahnung, wo der nächste Brunnen sein würde. Der Himmel war noch sehr bedeckt, aber immerhin blieb es trocken. Trotzdem war ich viel mehr ins Schwitzen gekommen als gewollt. Mein Funktionsshirt war schon total nass. Ein paar Minuten später erreichte ich dann den riesigen Stausee. Ich traf ein paar Wanderer, die aber alle die linke Seite in Angriff nahmen. Das waren die ersten Personen, die ich bis dahin getroffen hatte. Nach ein paar Fotos, wagte ich mich in den spärlich beleuchteten Tunnel auf der rechten Seite.

Anstieg Fenetre de Durand
Blick zurück vom Stausee ins Tal Richtung Fionnay.

Gleich nach ein paar Metern stand ein Verbotsschild, das ich aber nicht wirklich verstand. Ich beschloss es zu ignorieren und würde erst später feststellen, dass es durchaus einen Grund dafür gab. Die ersten Meter waren steil und sehr dunkel. Mir wurde etwas unheimlich, vor allem, weil ich wusste, dass es ein langer Tunnel sein sollte. Danach wurde es aber flacher und vor allem auch heller. Der Belag war problemlos zu fahren. Immer mal wieder waren Löcher in der Tunnelwand und man konnte auf den Stausee blicken. Nach einer Weile kam mir ein Jeep entgegen. Der Fahrer machte keine Anstalten mit mir zu sprechen. "Kann ja dann nicht ganz so gesperrt sein", dachte ich mir. Als das große Tunnel passiert war, kamen später noch zwei kleine unbeleuchtete Tunnel. Sie waren aber sehr kurz und dadurch auch kein Problem.

Anstieg Fenetre de Durand
Blick zurück auf den Stausee kurz nach dem Tunnel.

Es folgte eine kleine Abfahrt, ehe ich auf zwei Bauarbeiter mit einem kleinen Bagger traf. Als ich am Bagger vorbeilief, sagte der Fahrer etwas zu mir und gestikulierte wild mit den Armen. Ich verstand ihn aber nicht und versuchte ihm das deutlich zu machen. Da winkte er einfach ab. Also stiefelte ich weiter. Ein paar Meter später stand ich an einem Fluss. Eine Brücke war nicht in Sicht. Ich fragte mich, wie ich da drüber kommen sollte. Der Fluss war nicht tief, aber aufgrund der Steilheit des Geländes mit ordentlich Strömung. Sollte ich hier wirklich versuchen samt dem Bike über irgendwelche Steine zu balancieren. Ich fühlte mich nicht wohl bei dem Gedanken. Ich versuchte weiter oben oder unten eine bessere Stelle zu finden. Aber es war nichts zu sehen. Erst als ich noch weiter nach oben lief, sah ich plötzlich eine ganz neue schmale Behelfsbrücke. Jetzt war mir auch klar, was mir der Baggerführer mitteilen wollte. Ich ging zurück zum ihm, deutete nach oben und bekam ein Nicken. So kam ich schließlich über den Fluss und konnte meine Fahrt fortsetzen. Ich bin mir sicher, dass die Brücke erst kurz zuvor erstellt worden war. Das Unwetter hatte hier wohl auch seine Spuren hinterlassen. Auf der einen Seite war ich zwar froh, dass ich meine Fahrt fortsetzen konnte. Andererseits war mir klar, dass es gut sein konnte, dass ich heute komplett alleine unterwegs sein würde.

Anstieg Fenetre de Durand
Blick zurück Richtung Stausee. Eine schöne Landschaft bei leider noch bedecktem Himmel.

Nach einiger Zeit erreichte ich eine weitere Brücke und einen Brunnen, an dem ich meine Flaschen füllte. Mal von der Baustelle abgesehen, war bis dahin alles problemlos zu fahren. Es folgten einige Serpentinen ehe der Weg die Richtung wechselte und ich sogar einige Meter bergab fuhr. Leider zog das Wetter wieder etwas zu und es begann zu tröpfeln. Ich sah zum ersten Mal in meinem Urlaub ein Murmeltier, außerdem weideten in unmittelbarer Nähe Kühe. Ansonsten war es das auch mit Lebewesen. Ich blickte immer mal wieder zurück, aber es war niemand zu sehen. Schließlich kam ich an eine Stelle, bei der das Unwetter eine weitere Brücke zerstört hatte. Auch hier war eine kleine Behelfsbrücke angebracht. Es folgten ein paar noch fahrbare Serpentinen, ehe ich um kurz nach 11:15 Uhr den nicht fahrbaren Teil auf etwa 2.200 m Höhe erreichte. Es wurde nun richtig steil und teilweise auch verblockt, so dass die Schieberei eine ziemliche Schinderei wurde. Rückblickend betrachtet, hätte ich vielleicht hier schon mein Rad tragen sollen. Aber ich stehe halt noch am Anfang meiner Mountainbike Karriere und lerne ständig dazu.

. Anstieg Fenetre de Durand
Wenigstens gewann ich schnell an Höhe. Blick auf den gegenüberliegenden Hang und den Weg zur Cabene de Chanrion.

Etwa 400 Höhenmeter waren so zu überwinden. Zwischendrin wurde es immer mal wieder für kurze Zeit angenehmer. Aber insgesamt war dies wohl einer der härtesten Schiebepassagen meiner noch jungen Karriere. Ich musste immer mal wieder kurze Pausen einlegen, auch weil ich ein ordentliches Tempo anschlug. Gott sei Dank verzogen sich nach einer Weile die teilweise dunklen Wolken wieder. Ein Gewitter konnte ich hier oben nicht gebrauchen. Danach wurde es dann aber deutlich besser. An Fahren war zwar nicht zu denken, aber das Schieben fiel mir nun wesentlich leichter.

Anstieg Fenetre de Durand
Kurz vor dem Ende des schweren Mittelteils. Ein letzter Blick zurück zum Stausee. Unglaublich wie weit man in 2 Stunden mit dem Rad kommen kann.

Allmählich kam auch die Passhöhe in Sicht. Nach und nach mussten jetzt auch Schneefelder überquert werden. Auch hier erwies sich Schieben nicht als die geeignetste Variante, vor allem wenn diese quer zum Hang zu überwinden waren. Je näher ich der Passhöhe kam, desto länger wurden die Felder. Das letzte ca. 50 Meter lange Feld trug ich mein Rad dann letztlich. Die letzten Meter waren dann noch mal sehr steil, dann erreichte ich um 13:40 Uhr endlich die Passhöhe. Diese ist sehr flach und ich sah auf der anderen Seite erstmal nur ein langes Schneefeld. Ich hoffte nur, dass es auf der anderen Seite nicht weit bis ins Tal reichen würde.

Anstieg Fenetre de Durand
Blick zurück auf den steilen Mittelteil des Schlussanstieges. Immer häufiger sind Schneefelder zu queren.

Anstieg Fenetre de Durand
Kurz vor der Passhöhe entscheide ich mich endlich, das Rad zu schultern. Hätte ich sicher schon früher machen sollen.

Ich machte eine längere Pause und futterte mein zweites Essen. Hier oben zog es ziemlich. Kein Wunder bei einer Höhe von 2.800 Metern. Ich hatte schon ein wenig Bammel vor der Abfahrt, denn mittlerweile war klar, dass ich heute der Einzige sein würde, der den Pass überquert. Die Aussicht hier oben war für die Höhe eher enttäuschend. Die beiden steil aufsteigenden Berge Mont Avril und Mont Gele auf der linken und rechten Seite und das immer noch bewölkte Wetter ließen eben kein wunderschönes Panorama zu. Erfreut war ich aber von dem Anblick, den ich nach wenigen Metern bzgl. der Südabfahrt vorfand. Ich blickte auf einen See und einige Schneefelder, der eigentliche Weg schien aber komplett schneefrei zu sein. Zunächst musste ich noch etwas schieben, dann konnte man auch ein längeres Stück fahren. Kurz nach Erreichen des Lago Fenetre wurde es dann für ca. 200 hm ziemlich verblockt und es war vorsichtiges Schieben angesagt.

Aussicht Fenetre de Durand
Blick von der Passhöhe in Richtung Süden und den Lago Fenetre.

Abfahrt Fenetre de Durand
Der verblockte Teil der Südabfahrt des Fenetre de Durand. Für mich nicht auf dem Rad zu bewältigen.

War dieses Stück überwunden, erreichte man einen kleineren Fluss und es wurde deutlich flacher und damit auch wieder fahrbar. Eine letzte heikle Flussüberquerung war nun noch zu meistern. Diese gelang zwar, trockenen Fußes aber nicht. Dann erreichte ich um 14:40 Uhr Thoules und somit den Beginn der Zivilisation. Ich war froh und zufrieden zugleich. Der Tag hätte auch ganz anders verlaufen können. Langsam kam auch immer mehr die Sonne zum Vorschein und ich trennte mich von meinem Langarmshirt. Von hier an folgte ich nun einer gut zu fahrenden Schotterstraße.

Abfahrt Fenetre de Durand
Kurz nach Thoules, der Blick auf den gleichnamigen See.

Dummerweise verfuhr ich mich auf der Abfahrt und hatte so keine Chance mehr, den schönen Weg an der Bisse entlang mitzunehmen. Ich weiß aber ehrlich gesagt nicht, ob ich es überhaupt getan hätte. Ich war schon ziemlich müde, schon spät dran und der Umweg hätte noch einmal einige Höhenmeter mehr bedeutet. Zwischendrin dachte ich schon beim Blick auf die Karte ich hätte mich noch viel schlimmer verfahren und dadurch etliche Höhenmeter Umweg vor mir. Aber letztlich erreichte ich dann ohne Probleme über eine steile Schotter und Asphalt-Straße Ollomont.

Abfahrt Fenetre de Durand
Blick auf den Conca di By.

Abfahrt Fenetre de Durand
Blick auf Ollomont.

Danach konnte ich es dann auf Asphalt gemächlich dahin rollen lassen. Nur auf den letzten knapp 10 km nach Aosta war mittreten angesagt. Um ca. 16:30 Uhr erreichte ich dann nach 54 km und 1.700 hm mein Ziel. Die Hotelbuchung war dann fast noch schwieriger als die Passüberquerung. Im Tourismusbüro wurden mir nur horrend teure Hotels angeboten. Immerhin sprach man deutsch und erklärte mir, dass sie im Buchungssystem nur bestimmte Hotels hätten und ich über Buchungsportale im Internet günstigere Hotels finden könnte. Also versuchte ich über booking.com selbst mein Glück. Ich buchte mir ein B&B in der Nähe. Dort machte aber niemand auf und die am Schild ausgehängte Telefonnummer war nicht vergeben. Auf dem Weg zu meiner zweiten Buchung viel mir plötzlich ein, dass in der Beschreibung nichts von WLAN stand, also hielt ich auf der Fahrt dorthin an und schaute noch mal im Internet nach. Tatsächlich kein WLAN. Das konnte ich nicht gebrauchen. Versuch drei haute dann endlich hin und so landete ich um 17:15 Uhr endlich im La Case del Grillo. Dort war es zwar sehr warm, aber die Gastgeberin sehr freundlich und auch sonst wusste das B&B zu gefallen. Meine Beine fühlten sich ziemlich müde an und ich war mir sicher, dass ich die am nächsten Tag geplanten 2.000 hm nicht schaffen würde. Ich suchte lange eine Alternative. Aber außer auf relativ direktem Weg an der Biss entlang nach Etroubles zu fahren und dort noch den Stich zum Plan Puitz mitzunehmen, viel mir nichts sinnvolles ein.

Übersicht


3. Tag (Col de Metz, Pointe Chaligne)


Trotz der warmen Bude hatte ich überraschend gut geschlafen. Ich wachte um 6:15 Uhr auf, packte gemächlich meine Sachen und ging zum Frühstück. Mein erster Gedanke war: "Das ist jetzt ein Witz". Es gab ein Brötchen und ein paar Kekse. Später kamen dann aber noch getoastetes Brot, Wassermelone und Joghurt dazu, so dass ich am Ende doch einigermaßen satt war. Um ca. 8:30 Uhr startete ich dann Tag 4. Es ging zunächst auf Asphalt nach Apruilles. Es war schon ziemlich warm und der Anstieg komplett in der Sonne. Eigentlich hatte ich die Hoffnung so früh am Morgen noch im Schatten fahren zu können. Dafür fühlten sich meine Beine überraschend gut an. Ich war jetzt hin- und hergerissen. Sollte ich es doch versuchen die Tour wie geplant zu fahren. In Apruilles angekommen, fällte ich eine Entscheidung, die ich nicht bereuen sollte. Ich hatte nur noch zwei Tage Urlaub, warum sollte ich da irgendein Scheiß zusammenfahren, den ich mir am Vorabend ausgedacht hatte. Ich würde den Tag heute sicher irgendwie schaffen, vielleicht nur wenn ich mich komplett abschießen würde. Aber dann war ja nur noch ein Tag zu fahren und den könnte ich wenn gar nichts mehr geht auf Asphalt über den Großen Sankt Bernard abkürzen.

Anstieg Col de Metz
Kurz vor Apruilles, Blick ins Aosta Tal in Richtung Becca di Tos.

Um kurz vor 10 Uhr erreichte ich Lin Noir. Ich konnte mich auf einem leicht hügeligen aber in der Summe eher abfallenden Stück erstmal erholen. Außerdem erreichte ich nun den Wald und konnte so längere Zeit im Schatten fahren. Trotzdem hatte ich schon 1,5 Flaschen Wasser getrunken. Ich füllte aber nicht bei jeder Gelegenheit nach, sondern sparte Gewicht. Es sollten hier eigentlich noch genug Möglichkeiten kommen. Kurz nach Mondache bog ich dann rechts ab nach Thouraz und es wurde wieder deutlich steiler. Der Anstieg zog sich dann ganz schön und ich spürte langsam die Anstrengung der letzten Tage. Mal zwickte die Wade, mal der Rücken. Mal schmerzte kurz das Knie dann wieder der Hintern. Es würde sicher heute ein heftiger Tag werden, das war mir bewusst. Aber mindestens einen dieser Tage hatte ich eigentlich immer im Urlaub dabei. Trotzdem erreichte ich gut gelaunt um 11 Uhr Thouraz. Ich war hier trotz Asphalt fast alleine unterwegs und die Aussicht und das Wetter einfach schön. Ich brauchte eine Weile um einen Wasseranschluss zu finden, um endlich meine Flaschen füllen zu können. Außerdem aß ich etwas. Dann ging es weiter.

Anstieg Col de Metz
Blick von der kleinen Häuseransammlung Thouraz zum Monte Fallere. Zumindest dessen Umrundung kann man auch mit dem MTB angehen.

Kurz nach Thouraz verließ ich die Straße und bog in einen gut zu fahrenden Schotterweg ab. Da ich stetig an Höhe gewann und nun auch ab und zu im Schatten fuhr, war es nicht mehr ganz so heiß. Trotzdem schwitzte ich ordentlich. Mein Tacho hatte, keine Ahnung warum kein GPS mehr. Ich sah nun also keine Abbiegehinweise mehr. Erst zuhause musste ich feststellen, dass er auch keine einzige Tour aufgezeichnet hatte. Der Beginn war auch von der Steigung her noch locker zu treten, dann wurde es für drei Kilometer deutlich steiler, alles aber weiterhin ohne Schwierigkeiten auf dem Bike zu bewältigen. Schöne Ausblicke gab es in diesem Teil nicht. Dafür nervten die Fliegen etwas. Vom Rennrad fahren weiß ich, dass die Viecher etwa 10 km/h schnell fliegen. Fährt man schneller hat man sie los. Hier mit dem Mountainbike war das nicht zu schaffen, also musste ich damit leben. Ansonsten war ich zufrieden. Ich konnte auch in den steilen Passagen noch mit ruhiger Atmung fahren und war also noch lange nicht am Anschlag. Zwischendrin wechselte der Belag noch mal auf Asphalt und es kamen auch immer mal wieder flachere Abschnitte.

Anstieg Col de Metz
Blick auf den weiteren Streckenverlauf. Im rechten Bildrand der Pointe Chaligne und rechts davon die Vertiefung Col de Metz.

Über einen weiten Rechtsbogen ging es nun wunderschön an einigen Almen vorbei. Dort wo der Asphalt wieder in Schotter wechselte, wurde es erstmal wieder flacher. Die Alm Morgnoz war menschenleer. Ich machte noch mal eine Pause und fand auch einen Wasserhahn um die Flaschen zu füllen. Mittlerweile spürte ich die Müdigkeit deutlich. Aber ich hatte nur noch gut 400 hm vor mir. Das sollte sich schon irgendwie ausgehen. Es ging zunächst weiter fahrbar an Chesere vorbei und dem Abzweig zur Tza de Chesere. Nach einer Flussüberquerung war es dann um ca. 13:15 Uhr mit Fahren vorbei und ich musste mein Bike schieben. Der Beginn war noch gut zu schieben, dann wurde es heftiger, der letzte Teil dann wieder einfacher mit nur noch wenigen steileren Abschnitten. Insgesamt aber deutlich einfacher als am Tag zuvor zum Fenetre Durand, weil man sein Rad selten über hohe Stufen hochwuchten musste. Manchmal war der Weg etwas eng und ich musste überlegen, wo ich mein Rad zum Schieben platzierte. Aber es war nirgends ausgesetzt. So erreichte ich weiterhin gut gelaunt um 13:50 Uhr den Col de Metz.

Anstieg Col de Metz
Blick zurück auf Chesere und den Streckenverlauf ab La Comba. Im Hintergrund Blick auf die Bergkette bis zum Aiguille de la Grand Sassière.

Aussicht Col de Metz
Blick auf den Startort der Tour, Aosta.

Die Aussicht von hier oben wusste zu gefallen. Vor allem der Blick hinab ins Tal flashte mich. "Unfassbar, wie krank ist es, von ganz da unten hier hoch zu fahren", dachte ich mir. Glücksgefühle durchströmten meinen Körper. Ich fühlte mich einfach nur phantastisch. Der ganze Tag bis hierher war perfekt gelaufen und das, obwohl ich drei Stunden zuvor die Tour gar nicht fahren wollte. Danke noch mal an Fubbes aus dem MTB News Forum, der mir überhaupt erst den Tipp gab, die Runde so zu fahren. Mal von den zwei Hochpunkten rechts und links abgesehen, hatte man ein wunderbares Rundum-Panorama. Auf dem Weg nach oben hatte ich zwei Wanderer getroffen und einen auf dem Gipfel auch. Ansonsten hatten mich noch zwei E-MTB überholt. Das ware es dann aber auch mit menschlichen Kontakten. Ich aß noch etwas, viel hatte ich aber nicht mehr im Rucksack. Dann folgte das kurze aber zu Beginn steile Stück zum Pointe Chaligne. 15 Minuten später stand ich auch auf diesem Gipfel. Oben war die Aussicht dann natürlich noch besser. Ich bildete mir sogar ein, das Fenetre Durand in der Ferne zu erkennen.

Aussicht Pointe Chalgine
Blick in ein Seitental von Aosta. Weit im Hintergrund das Fenetre Durand.

Den ersten Teil der Abfahrt musste ich noch laufen, dann stieg ich aufs Bike. Danach wurde es wieder steiler und ich stieg oftmals auch aus Sicherheit vom Rad. Dann viel der Blick auf den weiteren Streckenverlauf und ich stellte zufrieden fest, dass dieser fahrbar schien. Dem war dann auch so. Bis auf kleine Breaks konnte man alles fahren.

Abfahrt Pointe Chalgine
Blick auf die herrliche Hangquerung. Ziemlich genau in der Bildmitte, das Fenetre Durand.

Es folgte noch mal für zwei Minuten ein steiles Stück, ehe ich den Wald erreichte. Dort blieb es steil und ich konnte nicht sehr viel fahren. Auch dieses Stück war aber nicht lang. Nachdem man ein Kreuz passierte, wurde es wieder zu einem leichten und schönen Trail auf S0/S1 Niveau. Obwohl ich schon reichlich müde war, hatte ich hier wieder viel Spaß. Um 15:30 Uhr erreichte ich mit dem Refugio Chaligne endlich wieder eine Möglichkeit, meine Wasserflaschen zu füllen und meine letzte Nahrung zu vertilgen. Dann musste ich erstmal nach der Wegfortsetzung suchen. Schließlich fand ich den parallel oberhalb des Gebäudes verlaufenden Weg, der wieder in den Wald führte und dann sausteil noch einmal 70 hm überwand. An Fahren war hier nicht zu denken. Ich ließ hier noch mal mächtig Körner liegen. An einem Rastplatz war dann auch dieser Teil geschafft und es wurde wieder schön flowig. Nach einer Weile traf ich auf eine Schotterstraße. Diese kann man aber immer mal wieder über einen Trail abkürzen. Da mein Tacho nach wie vor keine Abbiegehinweise mehr anzeigte, musste ich immer mal wieder anhalten und schauen, dass ich den Einstieg zur Suone nicht verpasste. Schließlich landete ich auf einer Straße und erreichte kurz danach um 16:30 Uhr den Beginn der Suone.

Suone
Blick auf die herrliche Wegführung immer an der Wasserleitung entlang von Roisod bis fast nach Etroubles.

Der folgende Weg an der Wasserleitung entlang Richtung Etroubles war dann wirklich schön zu fahren. Es waren wenig Wanderer unterwegs und die leichte Steigung war nicht wahrnehmbar. Ganz im Gegenteil, ich hielt sogar einmal an, um zu checken in welche Richtung das Wasser lief, weil ich mir sicher war, ich würde hier bergab fahren. Ich fuhr tatsächlich auch noch etwas Tempo und war überrascht, dass meine Beine nach dem heutigen Tag überhaupt noch dazu in der Lage waren. Ich musste auf jeden Fall noch etwas zu Essen einkaufen. Zwischendrin schickte ich der Unterkunft noch eine kurze Info, dass ich mich verspäteten würde. Ich informierte mich kurz übers Internet, wie lange der Lebensmittelladen in Saint Oyen noch offen hatte, zur Not müsste ich dann in Etroubles einkaufen. Auch versuchte ich herauszufinden, ob ich noch irgendwo in einen Bus einsteigen könnte. Aber anstatt sinnlos Zeit damit zu verpulvern und am Ende doch nicht zu wissen, ob der auch Räder mitnimmt, beschloss ich einfach weiter zu fahren. Kurz vor Etroubles erreichte ich ein kurzes Steilstück. Es waren nur etwa 50 Meter, die ich mit letzter Kraft im Sattel bezwang. Aber mein Puls war danach für 10 Minuten nicht mehr zu beruhigen.


Etwa um 17:10 Uhr erreichte ich Etroubles und war erfreut auf der Karte zu sehen, dass es von dort ja gar nicht mehr weit war. Ab Etroubles fuhr ich dann bei wenig Verkehr auf der Straße. Es wurde hier zwar noch einmal 10% steil und ich fuhr jetzt wieder in der prallen Sonne. Aber ich schaltete einfach meinen Kopf aus, trat stumpf vor mich hin in die Pedale und erreichte schon bald mein Ziel. Um 17:25 war auch Tag 4 mit ca. 50 km und 2.400 hm geschafft. Ich war rundum zufrieden. Es war sicherlich einer meiner schönsten Touren auf dem Mountainbike. Ich hätte ehrlich gesagt auch nie gedacht, dass ich bei meinem Trainingszustand so viele Höhenmeter schaffen würde. Das Ganze konnte ich dann sogar noch genießen, weil ich mich nicht komplett ins Jenseits fahren musste. Ich fand schnell meine Unterkunft und freute mich, eine richtig große Wohnung mit zwei Schlafzimmern, Küche, Esszimmer, Terrasse und sogar einer Waschmaschine zu haben. Heute also mal keine Klamotten auswaschen. Ich duschte schnell und suchte dann den Lebensmittelladen. Der hatte zwar noch offen, war aber kleiner als meine Wohnung. Ich fand nur Nudeln und eine Fertigsauce. An Backwaren war gar nichts mehr zu ergattern. Ich musste also morgen bzgl. Frühstück improvisieren. Die Nudeln schmeckten aber und da eh die Hälfte übrigblieb, beschloss ich den Rest einfach am nächsten Morgen zu essen. So konnte ich dann zu Öffnungsbeginn um 8:30 Uhr direkt am Laden stehen und Proviant für den letzten Tag kaufen.

Übersicht


5. Tag (Fenetre de Ferret)


In meiner Wohnung war es sehr kalt. Evtl. war das aber auch der Grund, warum ich trotz der Anstrengungen vom Vortag und dem eher schlechten Bett sehr gut geschlafen hatte. Ich schlug morgens noch etwas die Zeit tot und war letztlich pünktlich um 8:30 Uhr bei dem kleinen Einkaufsladen. Viel gab es nicht, aber wenn man auf dem Rad unterwegs ist, braucht man auch nicht viel. Ein paar Brötchen, ein Stück Käse und ein wenig Schinken würden schon reichen. Ich fuhr zunächst noch in der Sonne und kam dabei mächtig ins Schwitzen. Doch schon kurz vor St. Rhemy en Bosses verließ ich die Hauptstraße und der bis dahin eigentlich schon wenige Verkehr ließ komplett nach. Hier fuhr ihr jetzt auch viel im Schatten und konnte mich so wieder runter kühlen. Die Aussicht auf diesem Abschnitt war sehr begrenzt. Erst als ich wieder die Hauptstraße erreichte und gleich danach den Abzweig durch den Tunnel passierte, kam ich wieder in die Sonne und der Blick wurde frei auf die vermeintliche Passhöhe. Aber diesem Trugschluss war ich vor Jahren schon auf dem Rennrad erlegen. Dieses Mal wusste ich, dass es nur das Casa per ferie Don Angelo Carioni war.

Anstieg Fenetre de Ferret
Leider noch nicht die Passhöhe, dafür ein schöner Ausblick.

Bis hierhin war es schon ordentlich anstrengend und aufgrund der Strapazen des Vortages war ich mir eigentlich schon sicher, dass ich das Fenetre de Ferret heute nicht fahren würde. Außerdem hatte das Schweizer Tourismusbüro auf meine Anfrage hin geschrieben, dass eine Passüberquerung mit dem Rad derzeit aufgrund der Schneelage nicht möglich wäre. Auch das Wetter schien heute nicht ideal zu sein, immer wieder waren an den Berggipfeln auch dunkle Wolken zu erkennen. Aber jetzt galt es erstmal weiterhin vernünftig voranzukommen. Der weitere Wegverlauf war klar zu erkennen. Eigentlich waren nur zwei Serpentinen zu meistern. Die Geraden dazwischen ziehen sich aber enorm. Meine Beine wurden langsam müde. Trotzdem erreichte ich noch einigermaßen frisch um kurz vor 10:30 Uhr das nächste Etappenziel. Es war inzwischen fast schon etwas kalt. Ich war jetzt auf ca. 2.200 m Höhe hatte also noch etwa 200 hm vor mir. Dann musste ich mich entscheiden. Einfach und auf der Straße über den Grand Bernard oder ins Ungewisse über das Fenetre de Ferret. Ich aß erstmal eine Kleinigkeit und ruhte mich ein wenig aus. Außer einem EMTB der mich überholte und ein paar Rennradler die mir von der Passhöhe entgegen kamen, war ich alleine unterwegs. Auch Autoverkehr war wenig zu verzeichnen.

Anstieg Fenetre de Ferret
Blick auf das Casa don Angelo und im Hintergrund die Passhöhe des Grand St. Bernard.

Ich bildete mir hier ein, das Fentere de Ferret zu erkennen. Oben gab es schon einige Schneefelder. Auf der anderen Seite würde das eher noch schlechter aussehen. Das sollte meine Chancen nicht grade erhöhen. Nach einer Weile fuhr ich weiter und beschloss, oben am Alpeggio Lo Baou einfach jemanden zu fragen. Um 11:10 Uhr erreichte ich dieses und war erstmal hoch erfreut, dass da einiges an Wanderern unterwegs war. Vielleicht würde mir ja jemand von oben entgegenkommen und könnte was zur Abfahrt sagen. Auf jeden Fall würde ich hier im Vergleich zum Fenetre Durand nicht komplett einsam unterwegs sein. Im Alpeggio fand ich auf die Schnelle niemanden der Englisch sprach. Also beließ ich es dabei, meine Wasserflaschen zu füllen. Aber meine Entscheidung war ohnehin schon gefallen. Den letzten Tag jetzt einfach auf Straße über den Pass zu beenden und damit grade mal noch 1,5 km bergauf vor mir zu haben war irgendwie keine Option. Das schlimmste was mir oben passieren konnte, war dass ich umkehren müsste. Aber selbst dafür würde die Zeit noch reichen. Also stiefelte ich zunächst mal schiebend einfach los. Auch das Wetter schien wieder etwas aufzuklaren. Nach kurzer Zeit kam mir tatsächlich jemand von oben entgegen, der mir auf Englisch antworten konnte. Er berichtete von einem 2-300 Meter langen Schneefeld, aber er hätte auch Mountainbiker gesehen. Das beruhigte mich dann doch. Außerdem traf ich eine Schweizer Familie auf Mountainbikes die das gleiche Ziel wie ich hatten.

Anstieg Fenetre de Ferret
Blick Richtung Passhöhe des Fenetre de Ferret.

Anstieg Fenetre de Ferret
Blick zurück auf die Straße zum Grand St. Bernard.

Ich war wie so oft schiebend mit dem Bike nicht langsamer unterwegs, als die Wanderer. Sobald es steiler wurde, trug ich mein Bike jetzt auch, was wesentlich einfacher war, als die Wuchterei am Durand. "It's a little bit crazy with the Bike", sagte mir eine junge Dame die von oben kam. Ich zuckte nur mit den Schultern. In der Tat war es zumindest für mich ein wenig verrückt. Aber es ist eben alles eine Frage der Perspektive. Für sogenannte Bike-Bergsteiger wäre das hier ein kleiner Abendspaziergang. Eine kleine Flussüberquerung war noch zu meistern, die leider nicht ohne komplett nasse Füße zu machen war. Ansonsten kam ich prima voran. Nach einer Weile blickte ich auf dem Handy auf die Karte und dachte schon ich wäre falsch gelaufen und verfluchte mich innerlich. Hier oben kann man sich eigentlich kaum verlaufen, aber ich dachte tatsächlich ich würde links des Tete de Fenetre und damit in einer Sackgasse landen. Glücklicherweise war dem nicht so und so erreichte ich um etwa 12:20 Uhr über ein kleines Schneefeld das Fenetre de Ferret.

Aussicht Fenetre de Ferret
Blick zurück in Richtung der Passstraße zum Grand St. Bernard.

Aussicht Fenetre de Ferret
Blick nach Norden ins Tal Richtung Martigny auf das lange Schneefeld und den Lacs de Fenetre.

Es zog zwar oben wie Hechtsuppe aber das gebotene Panorama vor allem nach Norden ließ dies schnell vergessen. Auch hier versperrten die beiden Gipfel links und rechts den Blick auf ein noch besseres Panorama, aber das sollte sich auch noch ändern. Das Wetter hatte sich auch gebessert. Der ein oder andere Gipfel war noch in Wolken gehüllt, aber so stabil hatte es vormittags gar nicht ausgesehen. Mein Blick viel aber auch auf ein seeeehr langes Schneefeld auf der Abfahrt. Da war ich mal gespannt, wie das funktionieren würde. Ich meisterte es jedenfalls besser als eine holländische Familie. Deren Tochter hatte wohl tierisch Angst und setzte jeden Fuß ganz bedächtig parallel zum Hang. Mein Tipp einfach kräftig mit den Hacken in den Schnee zu treten, konnte oder wollte sie nicht folgen. Für die ersten 10 Meter benötigte sie so schon ein paar Minuten. Ich selbst fand dann schnell eine angenehme Technik. Das Rad diente rechts des Körpers als zusätzliche Stütze. So nahm ich immer ein paar Schritte Anlauf und rutsche dann etliche Meter runter. In ca. 5 Minuten hatte ich es dann schon hinter mich gebracht. Außer komplett nassen Socken ohne Probleme und je nach Wegbeschaffenheit darunter wohl sogar um einiges schneller, als ohne den Schnee. Nach dem Schneefeld war es ein Wechsel zwischen Schieben und Fahren bis ich die traumhaften Lacs des Fenetre erreichte. Das Panorama war jetzt fast noch besser.

Abfahrt Fenetre de Ferret
Blick auf den Lac des Fenetre und den Mont Blanc sowie den eindrucksvollen Grandes Jorasses im Hintergrund.

Von unten kamen mir jetzt auch zwei tragende E-Mountainbiker entgegen. Ansonsten waren natürlich immer noch einige Wanderer unterwegs. Wir störten uns aber nicht wirklich gegenseitig. Mir kamen auch 2 E-MTB entgegen die ihr Bike hochtrugen. Um 13:15 erreichte ich den letzten der drei Seen und machte noch mal eine kurze Pause. Danach ging der Weg in einen Wiesentrail über, der großteils schön zu fahren war. Ab und zu waren mir der Weg dann doch zu steil oder die Serpentinen zu eng und ich stieg sicherheitshalber ab. Das letztes Stück verlief dann wunderschön am Hang entlang und war ein krönender Abschluss eines tollen letzten Urlaubtages.

Abfahrt Fenetre de Ferret
Blick zurück auf den Lac des Fenetre. Im Hintergrund in der Bildmitte das Fenetre de Ferret.

Abfahrt Fenetre de Ferret
Blick auf den schönen Wiesentral und den Mont Delont kurz vor Plan de la Chaux.

Um kurz vor 14 Uhr erreichte ich Plan de la Chaux und damit wieder die Zivilisation. Ich versuchte erstmal meine Socken einigermaßen trocken zu legen, aß nochmal etwas und setzte meine Fahrt dann auf einer gut zu fahrenden Schotterstraße fort. Kurz danach erreichte ich eine asphaltierte Straße und konnte es locker und fast ohne selbst in die Pedale zu treten bis nach Sembrancher rollen lassen. Dort war dann auch der letzte Tourtag nach 48 km und 1.400 hm beendet. Ich kam eigentlich rechtzeitig vor 15 Uhr an, scheiterte dann aber beim Kauf der Zugfahrkarte. Weder EC-Karte noch Kreditkarte wollte der Automat. Ich fragte in dem kleinen Bahnhof nach, aber die konnten mir auch nicht helfen. Dann wollte ich wenigstens die erste Fahrt bar zahlen und den zweiten Teil dann im Zug per EC. Aber auch meine ziemlich verknüllten Scheine wollte der Automat nicht. Letztlich fuhr ich um 15:20 Uhr schwarz bis Martigny. Dort hatte ich 8 Minuten Zeit zum Umsteigen und da auch dort der Automat mich nicht wirklich leiden konnte, reichte es gerade noch so auf den letzten Drücker. Um 16:30 Uhr erreichte ich wieder mein Auto und nach einer entspannten Rückfahrt von 5 Stunden wieder meine Heimat.



Fazit:

Es war wieder einmal ein sehr schöner Radurlaub. Sicher war die Streckenplanung nicht ganz ideal. Aber das war eben dem Umstand geschuldet, die beiden 2.000er Pässe noch mitzunehmen. Und auch deswegen, bin ich die ersten zwei Tage zumindest bergauf viel auf Asphalt gefahren. Landschaftlich war der Urlaub aber sicher ein Highlight. Der Ausblick vom Croix de Couer oder dem Fenetre de Ferret, die absolute Einsamkeit am Fenetre Durand oder die tollen Singletrails von der Moosalp und vom Col de Metz, all das wusste zu gefallen. Das Wetter war auch mal wieder topp. Ein wenig Regen in der Nacht und mal ein Tropfen auf dem Weg zum Fenetre Durand, ansonsten alles trocken und oft auch viel Sonne. Die Planung der einzelnen Touren hat dieses Mal auch gepasst. Ich bin nirgends an meine Grenzen gestoßen und habe am vierten Tag sogar erleben dürfen, dass diese trotz des geringen Trainings immer noch ganz schön hoch liegen. Kurz um, Aosta hat überzeugt. So sehr, dass ich mir derzeit sicher bin, es sieht mich nächstes Jahr wieder. Noch schwanke ich, ob es Rundtouren mit festem Standort oder wieder eine Tour mit Gepäck werden soll. Aber der Passo dell Invergneux soll auf jeden Fall dabei sein. Und mittlerweile träume ich auch vom Col Malatra. Aber wie so oft, wir werden sehen :-)

Übersicht